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St. Galler Museum erhält umstrittenen Hodler

Das Kunstmuseum St. Gallen erhält das Bild «Stockhornkette mit Thunersee» von Ferdinand Hodler als Dauerleihgabe der Simon-und-Charlotte-Frick-Stiftung. Das Gemälde ist aber wegen seiner Herkunft umstritten. Erben von Opfern des Naziregimes fordern es seit 2001 zurück.

Südostschweiz
19.12.14 - 12:44 Uhr

St. Gallen. – Die Sprecherin des Kunstmuseums St. Gallen, Irina Wedlich, bestätigte am Freitag einen Bericht des «St. Galler Tagblatts» über das Hodler-Bild. Dieses gehörte dem früheren St. Galler Regierungsrat Simon Frick (1914-2011) und seiner Frau Charlotte.

Seit einem Monat ist die Simon-und-Charlotte-Frick-Stiftung im Handelsregister eingetragen. Sie will das Hodler-Gemälde zusammen mit sieben weiteren Bildern leihweise und unentgeltlich auf unbeschränkte Dauer dem Kunstmuseum St. Gallen zur Verfügung stellen. Dort werden die Bilder bereits aufbewahrt.

Vermögensrechtliche Fragen

Das Bild «Die Stockhornkette mit Thunersee» ist seit 13 Jahren Gegenstand eines Streits um Rückgabe. Der jüdische Industrielle Max Silberberg hatte es 1935 versteigert, weil er durch das Nazi-Regime in eine finanzielle Notlage geraten war. 1942 wurden er und seine Frau im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Simon Frick erwarb den Hodler 1985 bei einer Galerie in Bern, wobei weder Frick noch die Galerie von den tragischen Hintergründen wussten. 2001 gelangte Silberbergs Schwiegertochter Gerta Silberberg an Simon Frick, um vermögensrechtliche Fragen um das Bild zu klären.

Werke zeigen und Geschichte deklarieren

Seit Gerta Silberbergs Tod 2013 nimmt ein Trust mit Sitz in England ihre Interessen wahr. Simon Frick habe nicht auf die Anfrage eingehen wollen, und die Simon-und-Charlotte-Frick-Stiftung habe daher keinen Kontakt zu den Erben, sagte Stiftungsratspräsident Eugen Frick gemäss «St. Galler Tagblatt».

Der Direktor des Kunstmuseums St. Gallen, Roland Wäspe, geht davon aus, «dass man mit der Rechtsnachfolge von Frau Silberberg sprechen muss». Für Wäspe ist es entscheidend, dass die Werke der Stiftung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Museen seien Orte der Erinnerung. «Wir müssen diese Werke zeigen und deren Geschichte offen deklarieren, was wir 2009 in einer Ausstellung getan haben», wird Wäspe im Bericht zitiert. (sda)

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