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Seltene römische Inschrift in Jerusalem gefunden

Israelische Archäologen haben einen 2000 Jahre alter Gedenkstein mit lateinischer Inschrift der Öffentlichkeit präsentiert. Der dem römischen Kaiser Hadrian gewidmete Text gibt den Historikern Hinweise auf die Gründe für den Jüdischen Aufstand in den Jahren 132 bis 136.

Südostschweiz
21.10.14 - 18:31 Uhr

Jerusalem. – Der eine Tonne wiegende rechteckige Stein mit Kantenlängen von einem und eineinhalb Metern war kürzlich in der Nähe des Damaskustors gefunden worden, einem der acht Zugänge in die Jerusalemer Altstadt. Die israelische Altertums-Behörde sprach von «einer der wertvollsten lateinischen Inschriften», die jemals in der Heiligen Stadt gefunden worden seien.

Die sechs in den weissen Hartkalkstein gravierten Zeilen sind eine Würdigung der römischen Armee für den Besuch von Kaiser Hadrian im Jahr 130. Der Stein gehörte ursprünglich wahrscheinlich zu einem Eingangsportal oder einer Säule. Später wurde er für die Umfassung einer tiefen Zisterne verwendet, wo er gefunden wurde.

«Wir haben hier ein Schriftzeugnis im Medium Stein und zugleich den Überrest eines früheren Monuments», erklärte Ausgrabungsleiterin Rina Avner bei der Präsentation.

Weiteres Puzzle-Teil

Wichtig für die Forscher ist, dass der kaiserliche Besuch und damit der Bau des Monuments vor der Bar-Kochba-Revolte gegen das Römische Reich stattfand, die schliesslich in einer Niederlage und der Zerstörung der letzten Reste eines jüdischen Gemeinwesens in der Provinz Judäa führte. Bis heute sind sich die Geschichtsforscher nämlich nicht einig, was zu dem folgenschweren Aufstand führte.

Eine oft verfochtene These ist, dass Kaiser Hadrian mit seiner Entscheidung, das im Jahr 70 samt dem Jüdischen Tempel weitgehend zerstörte Jerusalem unter dem Namen Aelia Capitolina, in Anlehnung an seinen Vornamen Aelius, inklusive grosser römischer Kultbauten neu zu errichten, die Revolte auslöste.

Diese These könnte durch den Fund gestützt werden. Dieser belege, «dass in der Stadt zwei Jahre vor dem Aufstand eine römische Bautätigkeit mit offiziellen Gebäuden bestand», erläuterte Avner. Damit entscheide sich zwar nicht die Geschichtsschreibung, «aber die Inschrift ist ein weiteres wichtiges Stück in dem Puzzle, das wir schon seit langer Zeit zusammensetzen wollen». (sda)

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