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Chassot bezeichnet die Kultur als «Kitt unseres Landes»

Kultur werde in der Schweiz noch zu oft als «nice to have» statt als Notwenigkeit betrachtet, sagte Isabelle Chassot, die Direktorin des Bundesamtes für Kultur (BAK). Deswegen seien Politiker oft allzu schnell bereit, zuerst bei der Kultur zu sparen.

Südostschweiz
17.09.14 - 14:55 Uhr

Bern. – Doch gerade in der kleinräumigen und mehrsprachigen Schweiz sei die Kultur essenziell, «sie bildet den Kitt unseres Landes», und davon könne man nie zu viel haben, sagte Chassot im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch. Wegen ebendieser Stellung der Kultur in der mehrsprachigen Schweiz sieht Chassot die öffentliche Hand - ebenso wie private Stiftungen, Mäzene und Sponsoren - in der Pflicht, Kultur zu fördern.

Was die Subventionen und Förderungen betrifft, wird das BAK mit konträren Vorwürfen konfrontiert: Die einen sprechen vom Giesskannenprinzip, während für viele Kulturschaffende die Selektionen gemäss Chassot zu streng seien. Die Kriterien des BAK seien strikt und transparent, findet die Direktorin. Man selektioniere «sehr stark» und suche nach «Exzellenz».

Die selektive Förderung des Bundes steht für Chassot nicht im Widerspruch zu den zunehmenden Mengen von Studenten, die eine künstlerische Hochschule absolvieren. Der Zugang zur Kultur solle allen möglich sein, und im Arbeitsmarkt seien kreative Fähigkeiten gefragt.

Vermittlerin und Brückenbauerin

Die Freiburgerin ist seit zehn Monaten Direktorin des BAK. In ihrem Amt sieht sie sich als Brückenbauerin und Vermittlerin: «Ich vertrete die Bedürfnisse und Interessen der Kultur und der Kulturschaffenden gegenüber der Politik, die letztlich über die Bundesgelder im Kulturbereich entscheidet.»

Ebenso wolle sie mit der Bevölkerung im Dialog stehen, denn über Sinn und Zweck der Kulturförderung müsse demokratisch diskutiert werden können, Kulturpolitik sei «keine heilige Kultur».

Noch bis am Freitag befindet sich die neue Kulturbotschaft in der Vernehmlassung. Mit über 894,6 Millionen Franken sollen 14 Prozent mehr in die Kultur fliessen. Chassot rechtfertigte die Zunahme im Interview mit der «NZZ» unter anderem mit der Umsetzung langfristiger Projekte wie den Neubauten für die Cinémathèque und das Nationalmuseum. Auch die Umsetzung der Initiative «Jugend und Musik» sei teuer. (sda)

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