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Berühmte Qumran-Schriftrollen demnächst im Internet

Es ist ein gigantisches Puzzle für Sprach- und Religionsforscher sowie alle Hobby-Archäologen: Sie können bald die 30'000 Fragmente der berühmten Schriftrollen vom Toten Meer im Internet ansehen oder so zusammensetzen, dass sie vielleicht neue Interpretationen finden.

Südostschweiz
20.10.10 - 18:15 Uhr

Tel Aviv. – Die Kopien sollen besser sein als die 2000 Jahre alten Originale: Die israelische Altertumsbehörde und der Internetkonzern Google starten gemeinsam eines der ambitioniertesten Projekte in der Digitalisierung antiken Schriftguts. Sie wollen rund 30'000 Fragmente der berühmten Schriftrollen vom Toten Meer für das Internet aufbereiten.

Einige Textstellen der nach ihrem Fundort benannten Qumran-Rollen werden dann erstmals wieder lesbar. «Es sind die ältesten handschriftlichen Bibel-Texte. Es ist unsere Pflicht, diese kostbaren Rollen für kommende Generationen zu bewahren», sagte Pnina Schnor, Projektleiterin am Israel-Museum in Jerusalem.

Das klingt einfacher, als es ist. Denn die auf Pergament, Papyrus oder gegerbtem Leder geschriebenen Manuskripte sind so empfindlich, dass sie in speziellen Vitrinen oder Dunkelkammern mit strenger Kontrolle von Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden müssen.

«Die Rollen sind bislang nur einmal in vollem Umfang fotografiert worden. Das war in den 50-er Jahren. Jede Aufnahme richtet Schaden an, auch wenn der nicht sofort sichtbar ist», sagte Schnor. Und so sei die Idee geboren worden, eine authentische Foto-Kopie zu machen, damit die Originale künftig nicht mehr herausgeholt werden müssen.

Die ersten Fotos sollen bereits im Frühjahr im Internet stehen. Wie lange das gesamte Projekt dauert, konnte Schnor nicht abschätzen. Als Kosten sind umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt.

Ein Hirtenjunge hatte 1947 in einer Höhle nahe der Ruinen-Stätte Qumran am Toten Meer durch Zufall die ersten antiken Manuskripte in einem Tonkrug aufgestöbert. Bis 1956 kamen aus insgesamt elf Höhlen 30'000 Fragmente von 900 Schriftrollen ans Licht. Die älteste stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und die jüngste vom Ende des 1. Jahrhunderts. (sda)

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