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Stefan Eicher entdeckt seine Bündner Wurzeln

Im neuen Schweizer Dokumentarfilm «Unerhört jenisch» gehen der Chansonnier Stephan Eicher und sein Bruder Erich ihrer Herkunft nach. Sie liegt bei den Familien Waser, Moser und Kollegger in Obervaz.

Südostschweiz
06.01.17 - 07:00 Uhr
Kultur
Der Schweizer Musiker Stephan Eicher. Pressebild
Der Schweizer Musiker Stephan Eicher. Pressebild

von Mathias Balzer

Stephan Eicher, der berühmte Berner Chansonnier mit Schnauz und Ohrring, hat seine familiären Wurzeln im bündnerischen Obervaz. Seine Musikalität, sein Zusammenspiel mit französischen Gitanos oder mit dem bosnischen Musiker Goran Bregović, ja, auch sein Wohnort, die französische Camarque, die heilige Küste der Fahrenden, erscheinen neuerdings in einem anderen Licht. Eicher hat sich mit seinem Bruder Erich aufgemacht, seine familiäre Herkunft zu klären. Und siehe da: Sie stossen auf das kleine Dorf Obervaz, aus dem auch so berühmte Musiker wie der blinde Geiger Fränzli Waser und der legendäre Klarinettist Paul Kollegger hervorgegangen sind. Der Stammbaum zeigt: Die Eichers stammen von den Familien Waser und Moser in Obervaz ab.

Diese überraschende Geschichte bildet den roten Faden im Dokumentarfilm «Unerhört jenisch». An den Solothurner Filmtagen wird der eineinhalbstündige Film am 20. Januar erstmals einem grossen Publikum vorgestellt.

Die Regisseurinnen Karoline Arn und Martina Rieder erzählen aber nicht nur die Familiensaga der Eichers. Ihr Film ist über weite Strecken eine Hommage an die Musik der Obervazer.  Die Musiker der Kapellen Moser Buaba, der Bündner Spitzbueba, des Älplerchörli Obervaz, die Mitglieder der Familien Waser und Kollegger erzählen ihre Geschichte – und diese ist auch diejenige der Jenischen in Graubünden. Eine mit zwei Gesichtern.

So stolz Graubünden auf die genannten Volksmusikfamilien sein kann: Sie waren in der Vergangenheit leider nicht nur die Musiker, die bis zum Morgengrauen für Stimmung sorgten. Sie waren zur selben Zeit die ausgegrenzten «Vaganten». Der Churer Psychiater Joseph Jörger empfahl ihre Umerziehung und legte damit 1926 den Grundstein für das grausame Programm «Kinder der Landstrasse». Auch dieses Stück Bündner Kulturgeschichte ist nun mit Stephan Eicher verbunden.

«Unerhört jenisch»: Uraufführung, 20. Januar,  Solothurner Filmtage.

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Die Gemeinde Vaz/Obervaz im Winter.

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