Savognin hat endlich seinen ersten echten Segantini

Ist die Entwurfsskizze zur Fassade der Kirche Nossadonna in Savognin ein echter Giovanni Segantini – oder nicht? Diese Frage trieb die Verantwortlichen des Vereins Pro Segantini bereits im September um. Nun, vier Monate später, zieht Segantiniexperte Beat Stutzer ein Fazit zu seinen Untersuchungen: «Auf Grund der Quellentexte, der Provenienz sowie im Kontext des zeichnerischen Gesamtwerks von Giovanni Segantini kann der Entwurf für eine neue Fassade sowie fünf Wandmalereien der Kirche Nossadonna in Savognin dem Künstler zugeschrieben werden.» 

Ein Segantini für 15 Franken

Aufgefunden wurde Segantinis Fassadenskizze im Keller der Sala Segantini in Savognin. Laut Stutzer wird die Skizze in der Literatur über Segantini nur marginal erwähnt. Stutzer hat nun das Gemeindearchiv in Savognin nach Quellen durchforstet. Dort fand er einen bisher unpublizierten Brief des Historikers Ambros Sonder, der aus einem Savogniner Gemeinderatsprotokoll zitiert: «Sitzung der löbl. Obrigkeit vom 12. Januar 1889» steht da einleitend. «Für das Holz, das Segantini zum Preis von 60 Franken gekauft hatte, als die Scheune des Hochgeehrten Paters abgerissen wurde, wird ihm ein Rabatt von 15 Franken gewährt angesichts der Tatsache, dass er sich anerboten hat, kostenlos einen Plan für die Fassade der Kirche Nossadonna zu erstellen und diesen auch gemacht hat.»

Leider kein Meisterwerk

So überraschend der Fund der Skizze auch ist, ein Meisterwerk sei diese Arbeit Segantinis keineswegs, schreibt Stutzer. Vielmehr handle es sich um eine Gelegenheitsarbeit. Stutzer schätzt den Versicherungswert der Zeichnung auf 50 000 Franken. (bal)

Ausführlicher Bericht in der «Südostschweiz» vom Samstag, 31.12.