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«Love & Friendship»: Neue Austen-Verfilmung

Löckchen schüttelnde Ladys, ausladende Kostüme: Der Film «Love & Friendship» interpretiert alte Muster für Jane-Austen-Adaptionen neu. Denn das Liebespektakel ist gespickt mit viel Humor – von albern bis bissig.

Südostschweiz
28.12.16 - 10:24 Uhr
Kultur

Historische Kostümfilme scheinen in der kalten Jahreszeit besonders beliebt zu sein. Wenn die Kerzen brennen und die Kuscheldecke auf dem Sofa bereit liegt, laufen im Fernsehen gern Klassiker, darunter oft auch Verfilmungen der Romane von Jane Austen wie «Stolz und Vorurteil» oder «Sinn und Sinnlichkeit».

Jetzt wurde ein weiteres Werk der britischen Schriftstellerin für die Leinwand adaptiert: die vermutlich um 1800 geschriebene und postum im Jahr 1871 publizierte Novelle «Lady Susan». Die gleichnamige Protagonistin des kurzen Briefromans ist eine unverbesserliche Intrigantin. Und nach ihrer Logik sollte sie das auch sein. Denn Lady Susan Vernon (Kate Beckinsale) ist jung verwitwet und muss nun in der gehobenen Gesellschaft allein ihr Auskommen sichern. So schmiedet sie Ränke, wo immer sie kann – am liebsten mit Hilfe ihrer in London lebenden amerikanischen Freundin Alicia Johnson (Chloë Sevigny).

Die Tochter verschachern

Um ihre finanziellen Nöte zu lindern, hat Lady Susan bereits einen Plan: Ihre Tochter Frederica soll dem reichen Junggesellen Sir James Martin ihr Jawort geben. Doch Frederica sträubt sich. Denn der Auserwählte gilt gemeinhin als ausgesprochener Hohlkopf. Aber Lady Susan lässt nicht locker. Sie will die unglückliche Frederica zur Ehe mit ihm zwingen. Der Konflikt zwischen Mutter und Tochter spitzt sich zu, als beide beginnen, sich in den Bruder von Lady Susans Schwägerin, Reginald DeCourcy, zu vergucken. Der Jüngling gibt Lady Susan den Vorzug, trotz der vielen Gerüchte um ihre unschicklichen Affären. Doch dann macht er eine verhängnisvolle Entdeckung.

Leicht überdreht

«Love & Friendship» ist ein theatral inszeniertes Kammerspiel mit grossen Gesten und schönen, ausladenden Roben: Für die Kostüme zeichnet die Irin Eimer Ní Mhaoldomhnaigh verantwortlich, die auch Filme wie «Geliebte Jane» oder «Jimmy's Hall» ausgestattet hat.

Die britische Hauptdarstellerin Kate Beckinsale vertieft sich mit löckchenschüttelnder Inbrunst und glamourösem Augenaufschlag in die Rolle der Lady Susan, der australische Schauspieler Xavier Samuel macht als ihr Verehrer Reginald DeCourcy das dazu passende milchbübisch-naive Gesicht. Der grossartige Stephen Fry hat dabei aber leider nur kleine Szenen als Ehemann von Lady Susans Freundin Alicia, die er unbedingt von der skandalumwitterten Lady fernhalten will.

Gefühlsbetont und albern

Regisseur und Drehbuchautor Whit Stillman scheut sich nicht, die gefühlsbetonten Seiten des Austen-Frühwerks herauszustellen und der Vorlage die grösstmöglichen Albernheiten abzugewinnen, vor allem mit der Figur des Sir James Martin alias Tom Bennett. Der Komiker zelebriert die kuriose Tölpeligkeit des Adligen als spiele er in einer Screwball-Komödie.

Doch dabei belässt es Stillman nicht. Der Humor funktioniert auf vielen Ebenen. Fein gelingen einige absurde und bissige Dialoge; wer Originalversionen mag, sollte den Film auf Englisch anschauen. Einen grossen Anteil daran, dass der Sprachwitz funktioniert, hat Kate Beckinsale: Völlig unbedarft, so scheint es, plappert sie sich durch die grössten Gemeinheiten und selbstverliebten Überlegungen der Lady Susan.

So taugt der Film zwar nicht als neues Futter für Fans der Serie «Downton Abbey», da diese als authentisches Sittengemälde einer britischen Adelsfamilie ohne derlei Übertreibungen auskommt. «Love & Friendship» ist aber durchaus eine amüsante Kuscheleinheit. (sda)

„Love & Friendship“ läuft ab dem 29. Dezember in den Deutschschweizer Kinos.

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