Die Geschichte der Nazis in Davos

Die NSDAP unter dem Alpenfirn» lautet der Titel des Buches, das am Dienstag im Churer Hotel «Stern» im Rahmen einer Vernissage der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Sein Autor Peter Bollier war lange Lehrer an der Schweizerischen Alpinen Mittelschule in Davos und forscht seit Mitte der Neunzigerjahre zu Themen der Bündner und Davoser Geschichte. 

Das Werk ist in der Reihe «cultura alpina» des Instituts für Kulturforschung Graubünden (IKG) erschienen.

Kein koordiniertes Vorgehen

Bolliers Werk widmet sich der Nazi-Agitation in der Schweiz, die der hauptamtlich tätige NSDAP-Landesgruppenleiter Wilhelm Gustloff von Davos aus betrieb. Ziel war es, ein flächendeckendes Netz von Parteigliederungen in der Schweiz zu etablieren. 1936 wurde Gustloff vom jüdischen Studenten David Frankfurter erschossen, die Nazi-Aktivitäten gingen aber weiter. 

Die Agitation Gustloffs und seiner Parteigenossen stellte die Schweizer Behörden vor einige Probleme.

Wie Bollier an der Vernissage ausführte, stellte die Agitation Gustloffs und seiner Parteigenossen die Schweizer Behörden vor einige Probleme, die zum Teil allerdings hausgemacht waren. So habe das Kompetenzgerangel zwischen Bund und Kantonen ein koordiniertes Vorgehen gegen die Nazis verhindert. Zudem sei die Bekämpfung des Kommunismus als das weitaus wichtigere Anliegen betrachtet worden. 9

Ein neues Standartwerk 

Wer im Anhang von Bolliers Buch den Blick des Kenners schweifen lässt, wird sofort feststellen, dass der Autor mit grosser Akribie Dokumente in- wie ausländischer Archive ausgewertet hat. Dass er beispielsweise das in der Schweizer Forschung nicht gerade oft berücksichtigte, aber sehr wichtige französische Besatzungsarchiv in Colmar konsultiert hat, belegt, dass hier eine Forschungstiefe erreicht wurde, die aus dem Buch ein Standardwerk zur Geschichte des Nationalsozialismus in der Schweiz machen dürfte. (so)

Peter Bollier:  «Die NSDAP unter dem Alpenfirn». Verlag Desertina. 384 Seiten. 44 Franken.