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Vom Gesuch, das schon wieder zu spät kommt

Bereits zum zweiten Mal verpasst es das Festival Origen, ein Gesuch fristgerecht beim Amt für Kultur des Kantons Graubünden einzureichen. Steckt dahinter Unwissenheit oder taktisches Kalkül?

Südostschweiz
10.08.16 - 07:00 Uhr
Kultur

von Mathias Balzer

«Origen-Gesuch kommt zu spät», titelte die «Südostschweiz» im Spätsommer 2013. Damals hatte das Kulturfestival in Riom zuhanden des kantonalen Kulturdepartements ein Gesuch für eine Mehrjahresförderung, eine sogenannte Leistungsvereinbarung, gestellt. Das Amt wies das Begehren jedoch zurück, da das Gesuch zu spät eintraf, nämlich nach der Erstellung des Budgets für das folgende Jahr.

Dasselbe Szenario wie 2013

Nun, drei Jahre später, wiederholt sich das Szenario. Vergangenen Samstag präsentierte das Festival Origen im Beisein von Bündner Politprominenz seine Pläne für die nahe Zukunft. Giovanni Netzer, Gründer und Leiter des Festivals, will auf dem Julierpass von Juni 2017 bis Oktober 2020 einen Theaterturm bauen.

Um das 300 Plätze fassende Theater bespielen zu können, braucht Origen aber auch mehr Mittel für die Inszenierungen. Im Gesuch an das Amt für Kultur wird um eine Erhöhung der 2014 errungenen Leistungsvereinbarung von 200 000 auf 400 000 Franken ersucht. «Der Zug ist bereits abgefahren», heisst es jedoch aus dem Amt für Kultur. «Die Budgeteingaben sind jeweils auf Ende Mai terminiert», sagt der zuständige Regierungsrat Martin Jäger. Für das Budget 2017 könnten später eingetroffene Gesuche nicht berücksichtigt werden. 

Taktik oder Unwissen?

Wieso hat das Festival das Gesuch wieder zu spät eingereicht? Es gäbe dafür einerseits sachliche Gründe, erklärt Netzer. Ein Projekt müsse reifen. «Andererseits verhält es sich so: Als wir 2013 das Gesuch zu spät eingereicht hatten, hiess es, Gesuche betreffend einer Leistungsvereinbarung müssten im ersten Halbjahr gestellt werden. Daran haben wir uns nun erinnert und das Gesuch Ende Juni eingereicht», sagt der Festivalleiter. 

«Ich weiss nicht, woher Giovanni Netzer diese Information hat», widerspricht Regierungsrat Jäger. «Der Ablauf ist seit Jahren derselbe. Die Budgets werden im Mai gemacht und zuhanden des Voranschlags abgegeben. Vor den Sommerferien erhalten die Departemente die Zusammenstellung des Finanzdepartements, nach welcher die Budgets nochmals angepasst werden müssen, wie Jäger sagt. 

Zielt die wiederholte verspätete Eingabe des Gesuchs darauf ab, dass der Grosse Rat dieses Jahr wieder für Origen in die Bresche springt? 

«Wir interpretieren», so Netzer weiter, «die Antwort von Martin Jäger dahin gehend, dass das Amt für Kultur den Auftrag an den Grossen Rat weitergibt. Dieser hat letztendlich die Budgethoheit.»

Warum drei Bühnen?

Darauf angesprochen, warum Origen neben den beiden Bühnen in Riom, der Burg und dem Stall bei Sontga Crousch, noch eine dritte brauche, verweist Netzer auf die Origen-Tradition des Landschaftstheaters. Die Bühnen in Riom würden jedoch während der Zeit des Juliertheaters weiterhin bespielt. 

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