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Ein leuchtender Turm auf dem Julierpass

Origen hat am Freitag die «Torre Melancolia» auf der Julierpasshöhe eröffnet. Der begehbare Turm erzählt von Bündner Emigranten, die einst die ganze Welt bereisten. Im kommenden Jahr soll auf der Passhöhe das temporäre Juliertheater entstehen.

Südostschweiz
25.06.16 - 13:14 Uhr
Kultur

Der goldene Treppenturm auf der Passhöhe erinnert an die Bündner Emigranten, die viele Jahrhunderte lang ihre Heimattäler verlassen mussten, um in der Fremde ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele von Ihnen haben in der Fremde ein bescheidenes Dasein geführt. Nur wenigen gelang der soziale Aufstieg. Sie kehrten mit beträchtlichem Vermögen in Ihre Heimat zurück und investierten in Herrschaftshäuser und Hotelbauten. Die Emigranten haben den Kanton Graubünden im 19. Jahrhundert neu erfunden und die Gründerzeit eingeläutet.

Von Paris nach Petersburg

Die «Torre Melancolia» öffnet sich in fünf Himmelsrichtungen und erzählt von Zuckerbäckern, Söldnern und Architekten, die ganz Europa bereisten. Ihre Spuren finden sich in Bari und St. Petersburg, in Berlin und Bordeaux, in Odessa und Paris. Der Besucher begibt sich auf die Reise. Je höher er steigt, umso mehr weitet sich der Horizont.

Zeit und Ewigkeit

Der Standort ist bewusst gewählt. Das Juliermassiv ist Wetter- und Wasserscheide. Seine Quellen erreichen drei Weltmeere. Alles beginnt am Pass. Hier verschmelzen Zeit und Ewigkeit. Der reisende Mensch ist lediglich eine Episode am Pass. Viele sind hier vorbeigezogen, Kaiser und ihre Heere, Hirten mit ihren Herden, Kaufleute, Revolutionäre. Nirgendwo in Graubbünden verdichtet sich Zeitgeschichte so eindringlich wie am Pass.

Ein «Eckturm» des Juliertheaters

Der Julierturm ist auch Vorbote. Im kommenden Jahr soll hier eines der spektakulärsten Theaterprojekte der Alpen entstehen. Ein zerklüftetes Theatergebäude, inspiriert von den Hotelpalästen der Gründerzeit, wird vom Untergang der Belle Epoque erzählen. Das Juliertheater wird ganzjährig bespielbar sein und schafft eine spannende Brücke zwischen einer archaischen Natur und der grossen Kulturgeschichte des Passes.(so)

Der «Torre Melancholia» ist bis 7. August von Dienstag bis Freitag jeweils von 10.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Franken. Für den Besuch wurde eine eigene Postauto-Haltestelle eingerichtet. www.origen.ch

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