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Kunstwerk von Giuliano Pedretti prominent platziert

Im vergangenen Herbst war Giuliano Pedrettis «Nostalgie – Die Kuh» in Stockholm zu sehen. Sie begrüsste die Besucher anlässlich der grossen Ausstellung «Giacometti & Pedretti» in der schwedischen Kunsthalle Edsvik. Nun ist das Kunstwerk wieder zuhause, in Celerina, wo es der Bildhauer nach zweijähriger Vorbereitungszeit 1974 geschaffen hatte.

Südostschweiz
03.09.15 - 08:00 Uhr
Kultur

Die Gemeinde Celerina hat die lebensgrosse Bronze-Plastik in Zusammenarbeit mit dem Atelier Giuliano Pedretti beim Eisplatz platziert, unmittelbar bei der Bushaltestelle Cresta Palace. Ein Ort, der nicht passender sein könnte. Denn eigentlich ist der «Cresta Palace» Teil der Entstehungsgeschichte dieses Werks: In diesem Hotel stieg früher regelmässig Ernst Beyeler ab. Der weltbekannte Basler Kunstsammler und Gründer der Art Basel ging winters mit seinem Freund Giuliano Pedretti in Celerina skifahren und besuchte ihn im Atelier.

Von Südafrika bis Amerika

Eines Tages lud Beyeler den Bildhauer Pedretti für einen Wettbewerb in Riehen bei Basel ein. Pedrettis Kuh wurde mit dem zweiten Preis prämiert und die Stadt Riehen kaufte die Skulptur. Sogleich entstand ein Skandal, weil zur gleichen Zeit die Kühe eines ganzen Stalls wegen giftigen Gasen abgetan werden mussten und man in Pedrettis Kuh eine sterbende Kreatur sah. Sie wurde daraufhin in Zeitungen von Südafrika bis Amerika abgebildet.

Pedrettis «Kuh» ging buchstäblich um die Welt. Der Künstler stellte sie einige Male aus. Immer provozierte sie – die Leute rissen ihr die Wimpern aus, sie wurde umgeworfen. In Bern wurde sie gar durch die Lauben geschleift und in Savognin schlug man ihr ein Horn ab.

Zum Symbol geworden

Dabei erinnert das vortrefflich umgesetzte Wesen der «Kuh» an eine andere Ikone der Kunst: an Picassos Ziege. Und wie dem Katalane eine meisterhafte Bronze-Ziege gelungen war, wurde Pedrettis Tier mit der charakteristischen Asymmetrie zum Symbol. «Nostalgie – Die Kuh» nimmt wegen ihrer Popularität eine Sonderstellung in Pedrettis Werk ein. Die konvexen Formen des aufgeblähten Bauches auf der Lichtseite kontrastieren mit den konkaven Formen, wo Schatten ist. Zugleich symbolisiert dies die sieben mageren und die sieben fetten Jahre der Urgeschichte.

Der Bildhauer schuf in den 1970er-Jahren als weitere Herkulesaufgabe auch den übermannshohen «Grossen Helm» auf dem Flab-Schiessplatz in S-chanf oder den eleganten grossen «Traber», dessen ungestüme Bewegung Pedretti ebenfalls in eine gültige Form goss.

Erinnerung an die lange Schaffenszeit

Eine Bronzetafel, eigens für diesen Standort kreiert von Giulianos jüngerem Bruder Gian Pedretti, erinnert an die lange Schaffenszeit von Giuliano Pedretti (1924-2012) in Celerina. Mehr als 60 Jahre hat der Bildhauer in seinem Atelier in Crasta gearbeitet und ein Werk von internationalem Rang hinterlassen. (us)

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