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WHO warnt vor Überreaktion wegen Vogelgrippe

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt Entwarnung: Sie sieht derzeit keinen Anlass, wegen des neuen Vogelgrippe-Virus H7N9 in China Handelsbeschränkungen oder Flughafenkontrollen einzuführen.

Südostschweiz
08.04.13 - 16:55 Uhr

Peking. – Um die Ausbreitung der Krankheit zu verfolgen, fordert die WHO aber grossangelegte Tests von Geflügel. Der Erreger wird nach derzeitigen Erkenntnissen von Vögeln an Menschen weitergegeben, die Tiere zeigen aber keinerlei Symptome.

«Das macht Tests der Tierpopulation nötig», sagte WHO-Vertreter Michael O'Leary am Montag in Peking. «Wir können nur im Labor sehen, ob sie krank sind.»

Das neue Virus unterscheide sich in seiner Wirkung auf die Tiere grundlegend von der Vogelgrippe H5N1 vor einigen Jahren. «Bei H5N1 starben besonders Hühner in grosser Zahl. Wir konnten den Erreger daher viel leichter in der Population der Tiere verfolgen», sagte O'Leary.

Mit dem Virus H5N1 hatten sich nach WHO-Angaben seit 2003 weltweit mehr als 600 Menschen angesteckt. 371 Patienten starben.

Am Montag gab die Gesundheitsbehörde in Shanghai einen weiteren Toten durch das Virus H7N9 bekannt, wie chinesische Medien berichteten. Zudem meldete die ostchinesische Provinz Jiangsu zwei weitere Infizierte. Damit stieg die Gesamtzahl der Infizierten auf 24 - alle im Osten des Landes.

Die meisten Patienten bekamen eine schwere Lungenentzündung; insgesamt starben sieben. «Die Krankheit ist sehr ernst», sagte O'Leary. Ein vier Jahre alter Junge konnte sich von der Infektion erholen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Für O'Leary sind jedoch keine Kontrollen an chinesischen Flughäfen oder Grenzen nötig. Auch Reisen oder der Handel müssten nach derzeitigen Erkenntnissen nicht eingeschränkt werden. Die chinesischen Behörden hätten weitreichende Massnahmen ergriffen und informierten die WHO täglich über die neuesten Erkenntnisse.

O'Leary bezeichnete eine Ausbreitung des Virus in andere Länder als eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Bereits am Freitag hatte das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) erklärt, dass die Standards beim Import von Geflügel aus China vorerst nicht verschärft werden. Der Import von rohem Geflügelfleisch ist bereits verboten.

Die chinesischen Behörden hatten in Shanghai und den Städten Nanjing und Hangzhou alle Geflügelmärkte geschlossen, nachdem der Erreger bei Vögeln diagnostiziert worden war. Zudem wiesen sie in Shanghai das Keulen von rund 98'000 Vögeln an. Zusätzlich arbeiten chinesische Wissenschaftler an einem Impfstoff gegen das Virus. (sda)

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