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Weniger Geheimnisse an der Bilderberg-Konferenz in St. Moritz

Wenn sich ab Donnerstag in St. Moritz die Gäste der Bilderberg-Konferenz versammeln, soll das Treffen nicht mehr so geheim wie früher über die Bühne gehen. Kritiker wollen die verschwiegene Veranstaltung ans Licht der Öffentlichkeit zerren.

Südostschweiz
06.06.11 - 18:50 Uhr

St. Moritz. – Für die einen ist es eine Art «Weltregierung», andere halten die jährlich stattfindenden Bilderberg-Konferenzen schlicht für einen überholten, elitären Gesprächszirkel. Klar ist: Teilnehmende sind einflussreiche Persönlichkeiten aus Politik, Adel, Wirtschaft, Militär und Medien.

Bilderberg lautet der Name eines Hotels im holländischen Oosterbeek, wo sich die Gruppe 1954 zum ersten Mal versammelte, um die Beziehungen zwischen Westeuropa und den USA zu stärken. Seither ranken sich zahlreiche Gerüchte und wilde Verschwörungstheorien um diese Treffen.

Banker Ackermann wiederholt dabei

Die Teilnehmerlisten werden zwar im Anschluss veröffentlicht. Der Club der Bilderberger ist aber verschwiegen, Informationen dringen keine nach aussen. Alt Bundesrat Christoph Blocher nahm Spekulationen die Brisanz, als er zu diesen Konferenzen einmal sagte, «etwas Harmloseres» habe er noch nie gesehen.

Die Listen der jeweils über 100 Teilnehmer sind gespickt mit prominenten Namen. Der frühere US-Aussenminister Henry Kissinger war mehrmals dabei, Bill Clinton war mit von der Partie, die niederländische Königin Beatrix, der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi sowie die früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder.

Keine Sperren

Auch der Schweizer Top-Banker Josef Ackermann war wiederholt bei den Bilderbergern. Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella besuchte das Treffen letztes Jahr in Spanien.

Ob die Bilderberg-Gruppe sich ab Donnerstag bis Sonntag tatsächlich zum fünften Mal auf Schweizer Boden und in St. Moritz trifft, wird nicht bestätigt. Im Luxushotel «Suvretta House», wo die Veranstaltung stattfinden soll, hilft eine Anfrage nicht weiter. Er könne nur sagen, dass das Hotel am 25. Juni öffne, erklärte der Chef de reception.

Janom Steiner und Schmid eingeladen

Die Bündner Justizdirektorin Barbara Janom Steiner bestätigte, mit Regierungspräsident Martin Schmid zur Konferenz eingeladen worden zu sein. Bestätigt wurde zudem, dass der Kanton Graubünden für den Schutz völkerrechtlich geschützter Personen zuständig ist.

Die Bevölkerung von St. Moritz wird vom Treffen wahrscheinlich nicht viel mitbekommen. Innerorts sind keine Verkehrsbehinderungen oder Sperren zu erwarten. Mit einem gewissen Mehrverkehr ist laut Auskunft bei der Kantonspolizei Graubünden bei der Anreise und der Abreise der Konferenzteilnehmer zu rechnen.

Gegenveranstaltungen

Im Engadin soll sich der Club der Mächtigen und Einflussreichen aber nicht mehr unbemerkt von der Öffentlichkeit versammeln können. Im Hotel «Randolins», nicht weit von der Luxusherberge «Suvretta House» entfernt, ist am Freitagabend unter dem Titel «Freie Schweiz wohin?» eine Informationsveranstaltung über die Bilderberger und ihren Einfluss geplant. An dieser Veranstaltung, die mitgetragen wird von der Jungen SVP, treten die SVP-Nationalräte Lukas Reimann und Pirmin Schwander auf. Unter SVP-Mitgliedern finden sich scharfe Kritiker der Bilderberger. Der jurassische Nationalrat Dominique Baettig schiesst seit Monaten aus allen Rohren und reichte eine Interpellation zur Konferenz ein.

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums haben die Juso zu einem «Demokratiekongress» aufgerufen. Die von der Gemeinde bewilligte Platzkundgebung findet am Samstagnachmittag auf dem St. Moritzer Dorfplatz statt. Juso-Schweiz-Präsident David Roth und Lukas Horrer, Vorsitzender der Juso Graubünden, sind als Redner angekündigt. (sda)

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