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Sierra Leone lobt eigene Ebola-Strategie

Die dreitägige Ausgangssperre in Sierra Leone haben die Behörden als Erfolg im Kampf gegen Ebola gewertet. Offenbar hielten sich die meisten der rund sechs Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes an die Anordnung.

Südostschweiz
22.09.14 - 19:16 Uhr

Freetown/Madrid. – Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sei «überwältigend» gewesen, sagte der Chef der örtlichen Notfallagentur, Stephen Gaojia, laut dem britischen Sender BBC. «Wir haben zahlreiche Menschen ausfindig gemacht, die infiziert sind», erklärte Gaojia. Eine genaue Zahl gebe es aber zunächst nicht.

Seit Freitag waren fast 30'000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gegangen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen. Zudem verteilten die Helfer rund 1,5 Millionen Stück Seife.

Den Teams sei es gelungen, über 60 Ebola-Tote zu begraben, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Um die Krankheit einzudämmen, gilt es als äusserst wichtig, die Leichen schnell zu beerdigen.

Mehr Betten nötig

Jedoch gab es auch Kritik an der Ausgangssperre. Die Aufklärungskampagne komme drei Monate zu spät, sagte der deutsche Salesianerbruder Lothar Wagner. Er leitet ein katholisches Kinder- und Jugendschutzzentrum in der Hauptstadt Freetown. Zudem sei die Massnahme nicht die richtige Antwort auf die derzeitige Situation.

«Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labors, die sofort Ebola-Tests durchführen können und natürlich dazu entsprechendes Fachpersonal», erklärte Wagner. «Es muss nun Schluss sein mit den halbherzigen Willenserklärungen westlicher Regierungen und eine massive und noch nie dagewesene Hilfsaktion muss sofort starten.»

Bereits im Vorfeld der Ausgangssperre hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Anordnung scharf kritisiert. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen.

Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um eventuelle neue Patienten aufzunehmen. Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen sei das ganze Vorhaben sinnlos.

Spanischer Missionar ausgeflogen

Ein mit Ebola infizierter spanischer Missionar wurde in der Nacht auf Montag mit schweren Symptomen in eine Klinik in Madrid gebracht. Der Zustand 69-jährigen Manuel García Viejo sei «ernst», teilten die Gesundheitsbehörden am Montag mit. Er leide unter anderem an einer «schweren Dehydrierung», zudem seien seine Nieren und seine Leber angegriffen.

Der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten, José Ramon Arribas, sagte, es würden «verschiedene Behandlungsmöglichkeiten» erörtert, darunter mit einem Serum, das Antikörper eines von Ebola genesenen Patienten enthalte, oder «andere alternative experimentelle Therapien». García war Leiter eines Spitals in Lunsar in Sierra Leone.

Bis zum 18. September hatten die Behörden in den betroffenen westafrikanischen Staaten - neben Sierra Leone auch Liberia und Guinea - laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 5762 Infizierte gemeldet. Davon sind 2793 an der Krankheit gestorben. Allein in Sierra Leone waren es 584 Tote. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen.

WHO gegen allgemeines Reiseverbot

Die WHO warnte vor einer Isolation der von Ebola betroffenen Länder in Westafrika. Generelle Flug- und Reiseverbote hätten nachteilige wirtschaftliche Folgen und führten letztlich dazu, dass der Kampf gegen die Seuche behindert werde.

An die betroffenen Länder appellierte die WHO, Kranke ordnungsgemäss zu isolieren. Sollte man bestimmte Bevölkerungsgruppen unter Quarantäne stellen, müssten die Menschen umfassend darüber informiert werden. Zudem müsse sichergestellt sein, dass den Betroffenen alle notwendigen Güter - besonders Essen und Trinken - zur Verfügung stünden. (sda)

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