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Die Rückkehr der Bären in die Schweiz

Seit 2005 wandern Bären in die Schweiz ein. Hier sehen Sie den Weg der Bären in chronologischer Reihenfolge.

Südostschweiz
01.05.12 - 20:50 Uhr

1. September 1904: In der Val S-charl unterhalb des Piz Pisoc erlegen Jon Sarott Bischoff und Padruot Fried den letzten Bären der Schweiz, ein erwachsenes Weibchen. Das Präparat des Tieres ist im Museum Schmelzra in S-charl ausgestellt.

1923: Letzte Bärenbeobachtung in der Schweiz in der Val Laviruns.

25. August 1997: Ein Bergbauer beobachtet in der Val Curciusa einen Bären. Die Beobachtung kann nicht durch weitere Beobachtungen und Funde bestätigt werden.

1999-2002: Im Nationalpark Adamello Brenta im italienischen Trentino werden zehn Bären aus Slowenien freigelassen, darunter die Eltern der meisten Bären in der Schweiz: Joze, Jurka und Maja.

26. Juli 2005: Der 20 Monate alte Braunbär JJ2 alias «Lumpaz», Sohn von Jurka und Joze, wird am Ofenpass bei Zernez beobachtet. Er ist der erste frei lebende Bär in der Schweiz nach 101 Jahren.

13. bis 29. September 2005: Nach einem Abstecher nach Österreich reisst der Bär am 29. September bei Tschlin ein Schaf. Am 19. September greift er eine Schafherde bei Ramosch an. Insgesamt werden 23 Schafe gerissen. Am 29. September werden bei Strada die letzten Spuren des Bären gefunden. Seither gibt es keinen Nachweis mehr von JJ2. Möglicherweise wurde er von Wilderern erlegt.

26. Juni 2006: Braunbär JJ1 oder «Bruno», Bruder von Lumpaz, wird auf der Alp Champatsch bei Lü gesichet. Er wird im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet nach wochenlanger Hatz erlegt. JJ1 war mehrfach in Siedlungen eingedrungen.

25. Juli 2006: Der Bund erlässt ein Konzept Bär mit den Kategorien «Unauffälliger Bär», «Problembär» und «Risikobär». Letztere sind Tiere, die Menschen verletzen oder töten könnten. Sie werden abgeschossen.

3./15. Juni 2007: Nach zwei Jahren Abwesenheit werden in Südbünden erneut zwei Bären entdeckt – die Halbbrüder JJ3 und MJ4.

Ende Juni 2007: Die neunjährige Jurka, die immer wieder Schafe und Hühner riss und in bewohnten Gegenden des Südtirols ihr Unwesen trieb, wird narkotisiert und in ein Gehege gesperrt.

Mitte August 2007: Nachdem Bär JJ3 mehrfach in die Nähe von Siedlungen gekommen war, wird er als Problembär eingestuft, zwischen Julier- und Albulapass eingefangen und mit zwei Sendern versehen.

21. November 2007: Der WWF Schweiz ruft die Alpenländer auf, sich gemeinsam für den Schutz von Braunbären einzusetzen.

5. Dezember 2007: Im Bündner Grossen Rat wird ein Vorstoss abgelehnt, der den Kanton zur bärenfreien Zone machen wollte.

11. Dezember 2007: Die beiden Bären begeben sich in die Winterruhe. JJ3 überwintert im Albulatal, M13 wahrscheinlich im Nationalpark in der Nähe von Zernez.

März 2008: JJ3 unternimmt ausgedehntere Wanderungen in der Region Albulatal, Lenzerheide, Savognin. Immer wieder sucht er nachts in der Nähe von Einzelhäusern und Siedlungen nach Fressbarem. Mit Gummischrot, Knallpetarden und Warnschüssen versucht die Wildhut, ihn von der Futtersuche im Siedlungs- gebiet abzubringen.

14. April 2008: Ab Anfang April lässt sich JJ3 des Öfteren nicht mehr vertreiben. Er wird am Glasspass in der Region Thusis von der Bündner Wildhut erlegt. Zuvor war er als Risikobär eingestuft worden.

Frühling 2008: Im nahe gelegenen italienischen Trentino kommen sieben bis acht Jungbären zur Welt. Der scheue und unauffällige Bär MJ4 wandert zurück in Richtung der norditalienischen Region Trentino.

17. Juni 2010: Ein Kantonspolizist beobachtet im Münstertal einen Bären. Es handelt sich um M2, einer der Jungbären aus Trentino. M2 wandert in den folgenden Tagen ins Engadin, reisst einige Schafe und verschwindet dann.

Juni/September 2011: Bei Susch im Unterengadin und im Puschlav beobachten Jäger Braunbären. Unklar ist, ob es sich um dasselbe Tier handelt. Mehrere Schafe werden gerissen. Im Münstertal werden in einem Pilotprojekt essbare Abfälle weggesperrt.

7. April 2012: Bei Scuol im Unterengadin wird Braunbär M13, ein zweijähriges Männchen, gesichtet. Nach Einbrüchen in mehrere Bienenstöcke wird er betäubt und mit einem Senderhalsband versehen. Er wandert danach zwischen der Schweiz, Italien und Österreich hin und her.

22. April 2012: M14, ein Bruder von M13, wird an der Brenner-Staatstrasse von einem Auto überfahren und getötet.

25. April 2012: Bär M13 wirft bei Spiss im Bezirk Landeck einen Baum um, der einen Strommasten fällt und einen Brand auslöst. Bei der Suche nach dem Bären findet die österreichische Polizei in der Nähe die Leiche eines ermordeten Mannes.

30. April/1. Mai 2012: M13 wird im Unterengadin von einem RhB-Zug angefahren («suedostschweiz.ch» berichtete). Ob er Verletzungen erlitt, ist nicht bekannt. Gleichentags wird am Ofenpass ein weiterer Bär gesichtet, dessen Identität unklar ist.

Mai 2012: Am Rande des Schweizerischen Nationalparks in der Region S-chanf entdecken Parkwächter Bärenspuren. Sie dürften von M13 stammen.

8. Juni 2012: In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni wird auf der Schnellstrasse Meran–Bozen ein Bär überfahren. Es handelt sich um M12, einen Bruder von M13, der sich zuweilen in Graubünden aufhält.

Juli/August/September 2012: M13 bekommt einen neuen Sender. Er pendelt immer wieder zwischen Italien und Graubünden und nähert sich zunehmend auch Siedlungen. Dabei plündert er auch immer wieder Bienenhäuschen.

20. September 2012: M13 reist in der Val Ursé im Puschlav eine trächtige Eselin. Diese war mit elf Artgenossen eingezäunt auf einer Weide.

10. Oktober 2012: M13 besucht das Schulhaus Santa Maria in Poschiavo. Dort zerstörte er zwei Bienenhäuser, die für Unterrichtszwecke aufgestellt waren.

12. Oktober 2012: Der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli reist nach Poschiavo und trifft sich mit Behörden und Einwohnern zu einem Runden Tisch. Er sagt, die Umklassierung zu einem Problembär sei nicht allzu weit entfernt. (sda/so)

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