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Davos ist auch Partystadt der Bosse

Tagsüber verhandeln Politiker und Wirtschaftskapitäne beim Weltwirtschaftsforum in Davos gewichtige wirtschaftliche und politische Themen. Nachts steigen dann fröhliche Promi-Partys. Und selbst die mächtigsten Bosse stehen artig an der Garderobe an.

Südostschweiz
24.01.14 - 15:56 Uhr

Davos. – Die zehn Damen sind brünett, gertenschlank und durchweg 1,75 Meter gross. Aserbaidschan hat sie bei einer Zürcher Modellagentur geordert. Nun schmücken sie die Werbeparty des Öl- und Gas-Staates in Davos.

Solchen Aufwand haben die Ausrichter des «DLD Focus Nightcap» von Verleger Hubert Burda nicht nötig. Die Burda-Party im Grandhotel «Belvédère» gilt – ebenso wie die Party des Internet-Konzerns Google – als eine der prominentesten Sausen beim Weltwirtschaftsforum in Davos. «Hier will man einfach sehen und gesehen werden», sagt ein Manager aus der Finanzbranche.

Nacht für Nacht laufen während der fast einwöchigen Jahrestagung des WEF im Nobelkurort Davos gut ein Dutzend Partys parallel – vom Promi-Treff in der Grigio Bar im zehnten Stock des nagelneuen «Intercontinental»-Hotels bis zur Japan Night mit Sake und Sushi im traditionellen «Central Sporthotel». Schweizer Gastronomen schätzen den Gesamtumsatz aller Davoser WEF-Partys auf 40 Millionen Franken.

Millionen im Shuttlebus

Eindrucksvoll ist nicht nur die Rechnungssumme, sondern auch die Riege internationaler Manager, die sich in den Davoser Nächten ein Stelldichein gibt – und sei es nur für ein paar Minuten Smalltalk.

«Was dabei beredet wird, sollte man nicht unterschätzen», sagt der Frankfurter Wirtschaftsanwalt Peter Wand von der Kanzlei Debevoise & Plimpton. «Da werden manchmal Entscheidungen von erheblichem Gewicht vorbereitet. Die Davoser Szene ist quasi wie Speed-Dating für Manager.»

Dabei hält die Partystadt der Bosse für die «Topshots» der Weltwirtschaft auch manche Lehre über das reale Leben bereit: An den fast immer völlig überlasteten Garderoben des Grandhotel «Belvédère» stehen nicht selten ein halbes Dutzend Verwaltungsratspräsidenten von im deutschen Aktienindex Dax gelisteten Unternehmen Schlange – wie alle anderen Partygänger auch.

«Da lernen die First-Class-Flieger mal, wie sich das Check-In für die Holzklasse anfühlt», sagt ein Wirtschaftsstudent, der sich beim WEF als Shuttlebus-Fahrer eine schöne Summe dazuverdient. «Gerechnet an den Gehältern und Boni meiner Fahrgäste habe ich wohl ein paar hundert Millionen hin- und hergefahren.»

Matt Damon zum Anfassen

Ein Fest sind die Davoser Partynächte auch für Promi-Voyeure, denn das Weltwirtschaftsforum zieht jedes Jahr Hollywood-Grössen und Vertreter des Hochadels an. Norwegens Kronprinz Haakon tanzt einfach zu gern, als dass er auf einen Abstecher zu den Partys verzichten möchte. Auch der britische Prinz Andrew wurde gesichtet, der zweite Sohn von Königin Elisabeth II. und Prinz Philip.

Goldie Hawn macht auch im Alter von 68 Jahren eine gute Figur – und wirkt so fröhlich wie einst an der Seite von Ingrid Bergman und Walter Matthau in der Hollywood-Komödie «Die Kaktusblüte». In Davos warb sie an der «Hawn-Party» für ihre Stiftung zur Bereitstellung moderner Unterrichtsmittel für Kinder.

Und dann war da auch noch Matt Damon – der Schauspieler war in diesem Jahr der unangefochtene Star in Davos. Weil er sich für die Wasserversorgung in armen Ländern engagiert, zeichnete ihn das WEF mit dem Ehrenpreis «Crystal Award» aus. Bei der Party erweist sich der 43-Jährige als «Star zum Anfassen» («suedostschweiz.ch» berichtete).

Ob er denn während seines Alpenabstechers auch auf die Ski stehe, möchte ein junger Fan wissen. «Leider nicht», gibt Damon bereitwillig Auskunft. «Erstens habe ich mir kürzlich das Schlüsselbein gebrochen und zweitens sind meine Frau und meine vier Töchter nicht mitgekommen – die wären ganz schön sauer, wenn ich ohne sie Skifahren würde.»

Rösler neben Mayer

Aber es gibt auch Momente voller Spannung. Bei der Burda-Party etwa, wo sich unter anderem der ehemalige deutsche Vizekanzler Philipp Rösler – inzwischen Manager beim WEF – und Yahoo-Chefin Marissa Mayer reger Aufmerksamkeit erfreuten.

Daneben stehen Anshu Jain und Jürgen Fitschen – die beiden Chefs der Deutschen Bank, die gerade einen Milliardenverlust vermeldete. Sie wirken bestens gelaunt in einer illustren Runde. Bis ihr Vorgänger Josef Ackermann auftaucht, dessen Verhältnis zu Jain nicht das beste sein soll. Man nickt sich förmlich-höflich zu. Die Stimmung wirkt plötzlich so kühl wie draussen der Davoser Schnee. (sda)

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