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Citrusbockkäfer im Thurgau entdeckt

In Sirnach TG ist ein Citrusbockkäfer entdeckt worden. Der Schädling ist ein Verwandter des gefährlichen Asiatischen Laubholzbockkäfers. Spürhunde entdeckten bisher kein weiteres Exemplar. Sie trainieren unter anderem mit gefriergetrockneten Käfern aus Deutschland.

Südostschweiz
01.10.14 - 15:00 Uhr

Sirnach TG. – Am Mittwoch suchten Hunde in Sirnach bereits zum zweiten Mal ein vom Bund definiertes Gebiet von einem Quadratkilometer rund um den Fundort eines Citrusbockkäfers ab. Bisher ergebnislos.

Kinder hätten den ungewöhnlichen Käfer entdeckt, die Mutter habe danach im Internet herausgefunden, dass es sich «um einen meldepflichtigen Quarantäneschädling» handle, bestätigte Hermann Brenner, Leiter des Thurgauer Pflanzenschutzdienstes, einen Bericht der «Thurgauer Zeitung» vom Mittwoch.

Gefahr für Obstbäume

Der wahrscheinlich mit Pflanzen aus Asien importierte Citrusbockkäfer taucht sehr selten auf. In Europa seien bisher nur einzelne Exemplare entdeckt worden, sagte Brenner. Die einzige Ausnahme ist die Lombardei, wo ein ganzes Nest gefunden wurde.

Der Käfer befällt über hundert Laubbaumarten - darunter auch Obstbäume. Er müsse deshalb bekämpft werden, betonte der Leiter des Pflanzenschutzdienstes. Der Kanton habe das Vorgehen festgelegt und werde auch mehrheitlich für die Kosten aufkommen. Hunde hätten sich bereits bei der Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers bewährt.

In Mailand trainierte Hunde

Nur: Wie können Hunde eine Käferart aufspüren, von der nur ein einziges Exemplar gefunden wurde? Daniel Hagemeier von der Organisation Anoplophora Spürhunde Schweiz war in Sirnach im Einsatz. Nach dem Befall in der Lombardei seien die Hunde in Mailand auf das Aufspüren des Citrusbockkäfers trainiert worden, erklärte er der Nachrichtenagentur sda.

Dies funktioniere ähnlich wie bei Sprengstoff oder Drogen. Der Hund reagiere, sobald er den Duft in der Nase habe und erwarte eine Belohnung. Der Unterschied sei, dass es sich hier um die Suche im Freiland handle. Die Ablenkung sei viel grösser als in einem geschlossenen Raum.

Für das Training seien zusätzlich aus Deutschland tote Citrusbockkäfer bezogen worden. «Sie werden gefriergetrocknet geliefert, lebende Käfer dürfen nicht importiert werden», so Hagemeier. Weiter wird nun abgeklärt, ob die Citrusbockkäfer ähnlich wie die Asiatischen Laubholzbockkäfer riechen, auf die die Hunde ebenfalls ausgebildet wurden. Dazu würden nun in Bonn molekularische Tests durchgeführt.

Keine Entwarnung

Auch wenn bisher in Sirnach kein weiterer Käfer entdeckt wurde - ausgestanden ist das Problem noch nicht. Im November oder Dezember wisse man, ob es wirklich keine anderen Exemplare gebe, sagte Hagemeier. Auch im nächsten Jahr müsse man noch wachsam sein, ergänzte Brenner. Die Bevölkerung werde deshalb mit einem Flyer über den gefährlichen Käfer informiert.

Der Citrusbockkäfer entwickelt sich ähnlich wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, der in Winterthur und in Marly FR grosse Schäden anrichtete. Nur legt er seine Eier an der Stammbasis und nicht in der Krone. Danach fressen sich die Larven den Stamm hinauf und unterbrechen die Saftbahnen. Die Bäume sterben innert weniger Jahre ab. (sda)

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