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Blutige Gefängnismeuterei mit 50 Toten in Venezuela

Zum wiederholten Male sind bei einer eskalierten Gefängnismeuterei in Venezuela etliche Menschen ums Leben gekommen. In Medienberichten war von Dutzenden Toten und vielen Verletzten die Rede.

Südostschweiz
26.01.13 - 16:00 Uhr

Caracas. – Vizepräsident Nicolas Maduro sprach am Samstagmorgen im Fernsehen von einem tragischen Vorfall und kündigte eine Untersuchung an. Weder er noch andere Regierungsvertreter äusserten sich aber zunächst offiziell zu Opferzahlen.

Die Tageszeitung «Ultimas Noticias» berichtete auf ihrer Website von 54 Todesopfern, der Fernsehsender Globovision von rund 50 und weiteren 90 Verletzten. Beide beriefen sich dabei auf den Direktor des städtischen Spitals, Ruy Medina.

Die Meuterei ereignete sich in der Haftanstalt Uribana in der Stadt Barquisimeto im Nordwesten des Landes. Nach Angaben der Organisation Venezuela Prisons Observatory sitzen in der für bis zu 850 Insassen ausgelegten Anstalt zurzeit rund 1400 Häftlinge.

Die zuständige Ministerin Iris Varela sagte im Fernsehen, der Aufstand sei ausgebrochen, als Mitglieder der Nationalgarde im Zuge einer Inspektion von Insassen attackiert wurden. Beide Seiten seien vom Gewaltausbruch betroffen, offizielle Opferzahlen werde es aber erst geben, nachdem die Kontrolle wiederhergestellt sei.

Zuvor habe die Regierung Soldaten für Durchsuchungen ins Gefängnis entsandt, nachdem sie Berichte von Zusammenstössen zweier rivalisierender Häftlingsgruppen erreicht hätten. Die Gefangenen hätten sich gegen die Durchsuchung der Zellen nach illegalen Waffen gewehrt.

Gemäss einem Arzt der örtlichen Klinik erlitten die meisten Verletzten Schusswunden. Auf im Fernsehen übertragenen Bildern war zu sehen, wie blutende Häftlinge aus dem Gefängnis getragen wurden. Einheiten der Nationalgarde umstellten das Gebäude, während besorgte Angehörige davor ausharrten, um Informationen über die Inhaftierten zu erhalten.

Oppositionsführer Henrique Capriles geisselte die Regierung von Staatspräsident Hugo Chávez für ihr Versagen im Umgang mit den überfüllten Gefängnissen und wiederholten Gewaltausbrüchen. «Die Gefängnisse in unserem Land sind ein Beispiel für die Unfähigkeit dieser Regierung und ihrer Anführer. Sie haben das Problem nie gelöst», schrieb er auf seinem Twitterprofil.

In Venezuela kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen in den maroden und hoffnungslos überfüllten Haftanstalten des Landes. Erst im August waren bei einer Schiesserei zwischen rivalisierenden Banden in einem Gefängnis südlich der Hauptstadt Caracas 25 Menschen getötet und 43 verletzt worden. Auch im Juli kamen bei einer Meuterei mindestens fünf Häftlinge ums Leben.

Die Gewaltspirale in den Gefängnissen, deren Insassen mithilfe korrupter Wächter häufig an Waffen und Drogen gelangen, hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. Zurzeit gibt es 33 Haftanstalten in Venezuela, die eigentlich nur für 12'000 Insassen ausgelegt sind. Tatsächlich sind dort nach Angaben aus Regierungskreisen aber vier Mal so viele Häftlinge eingepfercht. (sda)

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