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Attackiertes Cholera-Hilfszentrum in Haiti wird nicht gebaut

Infolge der Cholera-Epidemie hat sich die Lage in Haiti weiter angespannt. Nach dem Angriff hunderter Menschen auf ein Behandlungszentrum für Cholera-Kranke in Saint Marc im Zentrum des Landes wurde dessen Weiterbau eingestellt, teilte die Organisation Ärzte ohne Grenzen mit.

Südostschweiz
28.10.10 - 09:27 Uhr

Saint Marc. – Die Reste der geplanten Einrichtung der Organisation Ärzte ohne Grenzen wurden nach deren Angaben am Mittwoch abgebaut. Soldaten der UNO-Mission MINUSTAH überwachten währenddessen das Gebiet in Saint Marc im Zentrum des Landes.

Hunderte aufgebrachte Anwohner hatten am Dienstagabend (Ortszeit) das Behandlungszentrum gestürmt, Zelte verbrannt und Steine auf Rettungskräfte geworfen. Die Anwohner fürchteten wegen der Nähe zu zwei Schulen, dass sich die Krankheit noch ungebremster ausbreitet, weil Kinder besonders gefährdet sind.

Das Zentrum mit rund 400 Betten für Cholera-Patienten sollte in der Nähe eines überfüllten Spitals in Saint Marc eröffnet werden. Der Arzt Yfto Maquette sprach von einem «grossen Missverständnis».

«Die Idee war, die Patienten aus dem überfüllten Spital zu holen, aber wir hätten erst mit den Menschen sprechen und ihnen erklären sollen, was wir tun», sagte Maquette der Nachrichtenagentur AFP.

«Die Tatsache, dass wir nun keine Einrichtung zur Behandlung der Menschen haben, hält uns von einer wirkungsvollen Behandlung ab», erklärte ein anderer Mitarbeiter der Hilfsorganisation gegenüber AFP.

«Wir müssen den Menschen erklären, dass wir Erfahrung bei der Behandlung von Cholera haben.» Ob und wo das Zentrum nun gebaut wird, blieb unklar.

Haitis Gesundheitsministerium teilte mit, dass die Zahl der Todesopfer um acht auf 292 gestiegen sei, zudem seien 535 Neuinfizierte in Krankenhäuser eingeliefert worden. Damit befanden sich 4147 Menschen in Behandlung.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Epidemie noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. «Wir können nicht sagen, dass sie unter Kontrolle ist», sagte die WHO-Koordinatorin für Cholera, Claire-Lise Chaignat. (sda)

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