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Nordic Walking

Christian
Ruch
22.04.17 - 10:00 Uhr
BILD PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Kürzlich nahm ich am Bündner Frühlingslauf teil. Angesichts meiner sonstigen Sportabstinenz ist das ungefähr so, als würde die SVP in Chiasso mit einem Buurezmorge Eritreer willkommen heissen – also eher unwahrscheinlich. Doch unwahrscheinlich ist nicht unmöglich, und so meldete ich mich für die Disziplin Nordic Walking Herren an. Eigentlich fand ich diese Art der Fortbewegung immer ziemlich bekloppt, Nordic Walking und Modern Talking waren für mich ähnlich sinnfrei. Vor allem war mir nie klar, was das Nordische daran sein soll. Doch offenbar stammt Nordic Walking aus Finnland, was auch die Stöcke erklären würde, denn wer alkoholisiert den Weg von der Sauna zurück ins Haus sucht, ist ja nicht immer ganz so trittsicher.

 

Jedenfalls freute ich mich auf anregende Unterwegsgespräche mit der Kategorie Nordic Walking Damen, sympathische Ü40-Ladys mit flottem Kurzhaarschnitt. Passend zu Nordic hätte ich mit ihnen gern thematisiert, wie man eigentlich Lachs brät, ohne dass er austrocknet. Doch ach! Als der Startschuss fiel, liessen mich die Damen demonstrativ spüren, dass sie auf die gepflegte Konversation mit mir gern verzichteten, indem sie ein Tempo an den Tag legten, als hätten sie daheim den Herd angelassen. Bald schon musste ich sie wehmütigen Blicks ziehen lassen, weil mir sonst die Zunge dermassen aus dem Hals gehangen wäre, dass ich wohl Steinli aufgelesen hätte. Die Damen selbst praktizierten übrigens durchaus ein munteres Talken beim Walken, streiften die Coiffeursituation in Chur und tauschten tatsächlich Kochrezepte aus, wie ich mitbekam, als sie mich zügigen Schrittes überholten.

 

Ins Ziel habe ich es einsam vor mich hin walkend immerhin geschafft. Von uns 14 Herren wurde ich zu meinem Erstaunen sogar sechster. Einziger Wermutstropfen: Ich war der Jüngste dieser Kategorie. Sieger wurde ein rüstiger Herr mit Jahrgang 1946 aus Walenstadt. Ich nehme an, er ist gleich weiter bis nach Hause gewalkt. Tja – das alles kann nur eins bedeuten: Seniorensport, ich komme!

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