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Marathonmarter

Christian
Ruch
20.04.17 - 07:22 Uhr
PRESSEBILD swiss-image.ch
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In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Letzten Sonntag war Engadiner Skimarathon angesagt. So etwas fasziniert selbst unsportliche Menschen wie mich. Geärgert hat mich nur, dass wir Zuschauer zwar Dario Cologna zujubeln durften, unser Held aber vorbei gerast ist, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Ich finde, das ist kein Benehmen, das Spitzensportler mit Vorbildfunktion an den Tag legen sollten. Das Ziel in S-chanf war bis 16 Uhr geöffnet, das hätte Cologna selbst dann locker geschafft, wenn er ab und zu mal angehalten, Autogramme gegeben und Selfies ermöglicht hätte. Viel netter war da eine Gruppe Teletubbies: Obwohl seeehr weit hinter Cologna zurückliegend, nahmen sie das alles locker und winkten uns fröhlich zu. So tinky-winky wie Teletubbies eben nun mal sind.

 

Die wahren Helden am «Engadiner» sind ja sowieso jene, die erst eintrudeln, wenn die Veranstalter bereits am Abbauen sind. Einige schleppten sich mit derart letzter Kraft über den längst zermatschten Schnee, dass wir im Publikum uns unwillkürlich fragten, wo der nächste Defibrillator ist und ob wir ihn überhaupt bedienen könnten. Diese Besenwagen-Vorhut kam aus so exotischen Ski-Regionen wie Marokko, Australien und Zürich. Aus England am Start: Candida und Camilla. Wer nun glaubte, dass sich bei ihnen wie einst beim glücklosen Südpol-Forscher Robert Falcon Scott Erschöpfung mit Verzweiflung paaren würde, irrte sich sehr. Fehlende Technik und Kondition machten Candida und Camilla ganz ladylike wett, indem sie würdevoll im Zeitlupentempo gen Pontresina stapften. Daheim habe ich gleich im Internet geschaut, ob sie die Marathonmarter überhaupt überlebt haben. Haben sie, ja sie sind sogar ans Ziel gekommen. Wie sie den Stazerwald durab gerutscht sind, weiss ich leider nicht. Wahrscheinlich wie so manche auf dem Füdli. Vielleicht dachten Candida und Camilla da an Queen Victoria. Die sagte sich beim nicht so wirklich geschätzten ehelichen Beischlaf immer: Schliess die Augen und denk an England… Egal! Candida and Camilla, we are really proud of you!

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