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Malojaschlangenwölkli

Christian
Ruch
18.02.17 - 16:24 Uhr
MARCO HARTMANN
MARCO HARTMANN

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Für mich verlief die Ski-WM in St. Moritz bisher ehrlich gesagt suboptimal. Als einfacher Spaziergänger, der zufällig am Zielgelände vorbeikam, wurde ich nämlich nicht auf selbiges gelassen, weil ich kein Ticket hatte. Was zur frustrierenden Folge hatte, dass ich beim Glücksrad der Helvetia-Versicherung keine dieser tollen weissen Mützen bekommen habe, mit der dann am Abend viele durchs Dorf stolziert sind.

 

Fast genauso enttäuscht hat mich die idiotische Schlagzeile der «Süddeutschen Zeitung» zur nebelbedingt abgesagten Herren-Abfahrt: «Die Maloja-Schlange nervt den Ski-Zirkus.» Ich frage Sie: Wer nervt hier wen? Wer war denn zuerst da? Die Maloja-Schlange oder der Ski-Zirkus? Eben. Immerhin bin ich schon froh, dass der Name Maloja korrekt geschrieben wurde. Denn der gern mit ihm fremdelnde Deutsche spricht nicht selten von Majola. Das führt dann zu Aussagen wie «Stellt euch vor, heute sind wir auf der Loipe von Majola bis nach Sammedahn. Eigentlich wollten wir noch bis Krampf oder wie das heisst, aber selbst bis Tschammudingsdongs war es uns zu weit.»

 

Wo war ich? Ach ja, bei der Maloja-Schlange. Wissen Sie, als die Asche aus diesem isländischen Vulkan, der noch viel unaussprechlicher ist als S-chanf oder Chamues-ch, tagelang Flugzeuge groundete, fanden das alle uh huere lässig. Vor allem Zürcher Taxifahrer, die genervten Geschäftsleuten 8000 (!) Franken für eine Fahrt nach Kopenhagen abknöpfen konnten. Wenn aber mal so ein unschuldig-herziges Malojaschlangenwölkli zum falschen Hang wabert, sind sofort alle beleidigt. Dabei haben die Zuschauer auf dem Weg hinauf nach Salastrains ja selbst eine Schlange gebildet, und so dachte sich wohl die Maloja-Schlange, als sie das von oben sah, «Oh, wie schön, es Gschpänli, da schau ich doch gleich mal vorbei». Die Zuschauer sind also, wenn Sie mich fragen, irgendwie echt selber schuld, dass es zu der Absage kam. Sollen doch froh sein, dass sie wenigstens eine dieser wirklich wunderschönen weissen Mützen der Helvetia-Versicherung abgekriegt haben. Es soll nämlich Menschen geben, denen solch verpasstes Glück mehr das Herz bricht als jedes abgesagte Ski-Rennen. Jawoll! 

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