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Feriefieling im «Foodland»

Christian
Ruch
14.01.17 - 17:01 Uhr
BILD Pixabay
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In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Wir Bündner und Sie Glarner verfügen zwar mit dem «Heidiland» und «Glarnerland» über Kulinariktempel, die durchaus eine gewisse Weltläufigkeit aufweisen, sie sind aber nichts gegen das «Foodland» am Flughafen Zürich. Sie wissen schon, dieser Halbrund diverser Verköstiger, wo es ganz links Burger gibt und rechts so seltsames Asian Food – Mah Meh, mah weniger.

 

Das «Foodland»-Volk gruppiert sich grob gesagt in Abfliegende und Gelandete. Während erstere die vorfreudigen Goofen im Zaum halten müssen, damit sie nicht mit dem Finger die Spaghetti aufwickeln und damit auf den Turban des Sikh zwei Tische weiter zielen, sind letztere meist etwas mürrisch. Besonders die Heimkehrverweigerer, die trotz der Saukälte draussen in Shorts und Flipflops herumlaufen, so als wären sie direkt vom Strand ins Flugzeug gestolpert. Auch immer spannend: Langzeit-Ehepaare. Während sie noch vom Pool träumt, ist er bereits im Hier und Jetzt. Und meldet sich per Handy mit den ihm eigenen Dezibel bei Nachbars zurück: «Ja, hoi, do isch de Küde… jaja, grad glandet… jaja, schö gsi… Du, het de Jürg das alti Sofa jetz endlich gholt? Ja, gopfverdelli, immer no nöd?!» Solche eidgenössischen Emotionseruptionen lassen kichernde Japanerinnen am Nachbartisch gern einmal zusammenzucken, doch auch die Gattin quittiert die rüde Rückkehr ins raue Leben mit Leidensmiene. Sie hätti gärn no es bitzeli Feriefieling, und dazu gehören weder Jürg, der Sofaverächter, noch, wenn sie ehrlich ist, der ihr nun schon arg lang angetraute Küde. Dafür der gut gebaute Schwarze von der Poolbar, der so herzig gelächelt und sie immer «Määm» genannt hat. Küde hat so was nicht mal am Anfang zu ihr gesagt und am Pool nur davon geredet, dass der chaibe Jürg doch sicher wieder vergesse, das Sofa zu holen.

 

Bündner haben bei später Landung übrigens null Nerv fürs «Foodland». Unsere Papis müssen nämlich das Mami, Reto und Ladina hinunter zum Zug treiben, weil wenn sie den nicht kriegen, ist der letzte RhB-Anschluss weg. Dass sie den Zug trotzdem verpassen und ins Hotel müssen, liegt dann, so blöd, am Papi selbst: Denn der kann in Flipflops nicht so schnell rennen. Willkommen daheim!

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