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Ein Abstecher nach Chiavenna!

Hans Peter
Danuser
21.03.17 - 10:59 Uhr
Bild Wikipedia
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Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Von Hans Peter Danuser

 

23 Grad warm war es Mitte März in Chiavenna. Nur fünf Tage nach dem 49. Engadin Ski-Marathon lud das Forum Engadin zu einer «Entdeckungstour im geschichtsträchtigen Chiavenna» ein. Ich nutzte die Gelegenheit, diese Stadt endlich etwas näher kennenzulernen, nachdem ich sie seit über 30 Jahren auf dem Weg zum Comersee regelmässig durchfahre.

 

Mirella Carbone hatte den gegen 30 Teilnehmern in der Tat viel zu sagen und zu zeigen – mit Kompetenz, Charme und sizilianischem Temperament: barocke Kirchen, prunkvolle Palazzi, historisch einmalige Zeugen des Mittelalters wie das Lavez-Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert und den «Pace di Chiavenna», einer der bedeutendsten Zeugen mittelalterlicher Goldschmiedekunst in ganz Europa. Das über 1000 Jahre alte Städtchen pflegt seine Preziosen sehr sorgfältig und beeindruckt durch Professionalität und Qualität der Präsentation.

 

Die Altstadt mit ihren engen Gässchen entllang der Maira, die wertvolle Bausubstanz der Fassaden und Gebäude, die unzähligen, verwinkelten Crotti-Restaurants am Berghang zwischen Bahnhof und Friedhof, dem botanischen Garten «Paradiso» auf dem Burghügel, faszinieren uns Bündner bei jedem Besuch von Neuem.

 

Von 1512 bis 1797 war die Val Chiavenna mit dem Veltlin und der Grafschaft Bormio «Untertanenland» Graubündens. Napoleon «befreite» die Talschaften und Österreich schlug sie sich im Wiener Kongress 1815 als Teil der Lombardei samt Veneto und dem östlichen Rest Norditaliens zu. Die Habsburger bauten in der Folge die strategisch wichtige Militärstrasse Mailand–Stilvser Joch–Rechenpass–Innsburck–Wien. Die Stadt Chiavenna bezogen sie dabei ein und finanzierten vor knapp 200 Jahren auch die neue Splügenpass-Strasse bis Splügen hinunter – eine Meisterleistung italienischer Ingenieure!

 

Chiavenna ist auch ohne Auto auf sehr attraktive Weise zu «erobern»: Innert vier Tagen zu Fuss über die historische Via Spluga ab Thusis durch die Via Mala. Oder mit dem Velo abseits der Autostrassen vom Engadin her durch das wunderschöne Bergell und Val Chiavenna hinunter. Beide Wege sind perfekt signalisiert und voller optischer Leckerbissen.

 


Was für mich neu war, ist die grosse wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des Specksteins für Chiavenna und dass die Stadt früher zahlreiche Bierbrauereien beherbergte, da die zahllosen Crotti und natürlichen Felskavernen dem Gerstensaft optimale Kühle und Lagermöglichkeiten boten.

 

Chiavenna ist immer eine Reise wird. Besonders lohnend ist es für Bündner natürlich nach langen Wintermonaten, wenn das Städtchen bereits Mitte März mediterrane Temperaturen aufweist.

 

PS: Aus dem Engadin fährt jede Stunde ein Postauto bis zum Bahnhof Chiavenna. Auf der eineinhalbstündigen Fahrt der Oberengadiner Seelandschaft entlang, den eindrücklichen Malojapass hinunter und durch die verwinkelten und malerischen Orte des Bergells hindurch, erlebt man einmalige Aussichten und Eindrücke der verschiedenen Klimazonen. Vom Schnee in den Palmen! Im Sommer kursiert zusätzlich täglich der Palm-Express von St. Moritz via Chiavenna nach Lugano! Eine traumhafte Strecke!

 

Und wer das Velo nimmt, der kann bequem mit dem Postauto inklusive Velo wieder zurück in die Höhe. Besser geht es nicht!

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