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«Antifa» organisiert spontane Demo in Rapperswil

Die «Antifaschistische Aktion» hat am Samstagnachmittag am Bahnhof Rapperswil eine Spontandemo abgehalten. Grund dafür ist die Gründungsfeier der rechtsradikalen «Partei national orientierter Schweizer» (Pnos), die ebenfalls heute Abend im Kaltbrunner Restaurant «Löwen» stattfindet.

Südostschweiz
22.10.16 - 19:33 Uhr
Blaulicht

Bahnhof Rapperswil, Samstag kurz nach 17 Uhr: Rund 60 teils vermummte Linksautonome der «Antifaschistischen Bewegung» haben sich mit Spruchbändern, einem Megafon und einer Musikanlage auf dem Bahnhofsplatz versammelt. Sie skandieren Parolen wie «Siamo tutti antifaschisti» oder «Schweizer Polizisten schützen die Faschisten».

Grund für Letztere dürfte das Grossaufgebot der Polizei sein: Innert Kürze werden die Linksautonomen, die einen Umzug der Bahnhofstrasse entlang veranstalten wollen, von Dutzenden Polizisten in Kampfmontur eingekesselt.

Umzug wird verhindert

So wird aus dem Umzug nichts: Die «Antifa»-Anhänger, mittlerweile nicht nur von den Polizisten sondern auch von einer grossen Menge Schaulustiger sowie einiger Medienvertreter beobachtet, stehen rund eine Stunde lang unschlüssig auf dem Bahnhofsplatz, immer wieder ertönen Parolen oder ein Redner ergreift am Megaphon das Wort: Er spricht über das Rechtsrock-Konzert in Unterwasser, welches vor einer Woche bis zu 6000 Besucher der rechten Szene aus dem In- und Ausland ins Toggenburg gelockt hatte.

«Es kann nicht sein, dass die Faschos tun und lassen können, was sie wollen, und die Polizei dabei zuschaut. Wir sind hier, um ein Zeichen gegen Faschismus, Rassismus und den Rechtsrutsch in der Schweiz zu setzen», verkündet er durchs Megaphon.

Einer der Teilnehmenden verteilt unter den Schaulustigen Flyer und beantwortet Fragen. «Wieso muess das genau da sii?», fragt ihn ein ungefähr Sechsjähriger Junge. «Weil die bösen Faschos auch hier sind», lautet die lapidare Antwort. Weshalb sie sich denn alle vermummen, möchte eine ältere Dame wissen. «Weil wir Polizeirepression und dem Druck der Medien ausgeliefert sind. Wir haben alle Familien und Jobs. Bei der derzeitigen Hetze gegen uns können wir es uns nicht leisten, ohne Vermummung unsere Demonstrationen abzuhalten.»

Sätze, wie sie wohl 1:1 aus dem Mund eines jeden Vertreters der rechtsradikalen Szene stammen könnten.

«Wehret den Anfängen»

Der «Südostschweiz» gegenüber erklärt der Vermummte, im Kanton St. Gallen würden sich Rechtsradikale seit längerem «besonders wohl fühlen»: «Erst das Rechtsrock-Konzert in Unterwasser, nun der Pnos-Anlass in Kaltbrunn – wir dürfen das nicht widerstandslos tolerieren.» Er geht gar so weit, die heutigen Entwicklungen in der rechtsradikalen Szene mit dem Deutschland der 30er-Jahre zu vergleichen: «Parteien wie die Pnos sind bemüht, sich einen braven Anstrich zu geben. Doch das sind keine einfachen Rechten. Das sind Nazis. Und da kann es nur heissen: Wehret den Anfängen», so seine Meinung.

Nach rund einer Stunde ist der Spuk vorbei, die Antifa-Anhänger machen sich, wiederum untermalt von dröhnender Punkmusik aus den Lautsprechern und Sprechgesängen gegen «Faschos» und die Polizei wieder auf in Richtung Bahnhofsunterführung. Diese wird von der Polizei von beiden Seiten abgesperrt.

Die «Antifa»-Leute steigen in den Zug in Richtung Zürich. Die Polizei befürchtet wohl, sie könnten in Jona wieder aussteigen und doch noch einen Umzug veranstalten – mit vier Kastenwägen und Blaulicht rast sie nach Jona. Doch die Sorge bleibt unbegründet, am Bahnhof Jona bleibt alles ruhig. (dgr)

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