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Unterwasser prüft rechtliche Schritte

Das Rechtsrock-Konzert mit rund 5000 Besuchern in Unterwasser im Toggenburg vom Samstag könnte ein Nachspiel haben: Die Gemeinde will mit der Staatsanwaltschaft prüfen, ob etwa durch rechtsextreme Liedtexte Strafnormen verletzt wurden. In Graubünden und Glarus versteht man die Problematik.

Südostschweiz
17.10.16 - 17:57 Uhr
Blaulicht

Dies sagte der Gemeindepräsident von Wildhaus-alt St. Johann, Rolf Züllig, am Montag der Nachrichtenagentur sda. Mit Konsequenzen müssen laut Züllig auch die Veranstalter des Grossanlasses rechnen, weil sie bei der Gemeinde mit falschen Angaben eine Bewilligung erschlichen hätten.

Anzeigen wegen des Rechtsrock-Konzerts gab es bisher keine, wie Züllig und ein Sprecher der St. Galler Kantonspolizei auf Anfrage sagten. Der Gemeindepräsident zeigte sich froh, dass es nicht zu Ausschreitungen gekommen sei. Er habe seit Samstag einige kritische E-Mails von Dorfbewohnern erhalten.

Gemeinde «völlig überrumpelt»

Unterwasser sei vom Anlass «völlig überrumpelt» worden, sagte Züllig. Er selber sei am Samstag an einem Fussballmatch in Werdenberg gewesen, als er vom Grossaufmarsch in Unterwasser erfahren habe. Die Gesuchssteller hätten ein Konzert mit Schweizer Nachwuchsbands und etwa 600 bis 800 Zuschauern angekündigt.

Zu hören waren dann aber deutsche Bands wie «Stahlgewitter», «Frontalkraft», «Confident of Victory» oder «Exzess», die in der Szene prominent sind. Auch die Schweizer Gruppe «Amok» trat in Unterwasser auf.

Laut dem Sprecher der St. Galler Kantonspolizei, Gian Rezzoli, war der Polizei seit längerem bekannt, dass «im süddeutschen Raum» ein solches Konzert stattfinden sollte. Vom Treffpunkt in Ulm seien die anreisenden Besucher kurzfristig ins Toggenburg weitergeleitet worden. Man habe von einer solchen Veranstaltung gewusst und habe die Kantonspolizeien entsprechend informiert, hiess es beim Nachrichtendienst des Bundes auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

In Graubünden und in Glarus versteht man die Problematik. Man mache vor Veranstaltungen Checks, aber solche Vorfälle liessen sich kaum verhindern, wie TV Südostschweiz heute berichtet.

Gut organisiert

Die St. Galler Polizei habe den eigentlichen Veranstaltungsort erst durch die Anreise der Konzertbesucher nach Unterwasser erfahren. Die Privatautos und Cars seien aus Deutschland, den Niederlanden und anderen Ländern gekommen. Die Polizei beobachtete den Anlass, stellte aber laut Rezzoli keine Probleme fest. Alles sei «mustergültig organisiert» gewesen, von der Einweisung der Fahrzeuge bis zum Einsammeln der Abfälle am Schluss.

Laut der «Antifaschistischen Aktion», die auf ihrer Website über rechtsextreme Aktivitäten in der Schweiz informiert, gehörte das Rechtsrock-Konzert in Unterwasser zu den grössten Neonazi-Events, die jemals in der Schweiz stattgefunden haben. Die Besucher seien aus ganz Europa angereist.

Es sei erstaunlich, «dass eine so grosse Anzahl Rechtsextremisten - teils in Reisecars - derart problemlos in die Schweiz einreisen konnte», kommentiert die Aktion auf ihrer Website info.antifa.ch. Das Toggenburg scheine für die Neonazis sicheres Gebiet zu sein. Schon 2013 habe in Ebnat-Kappel SG ein Konzert mit mehreren hundert Teilnehmern stattgefunden.

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