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Vergessene Heldinnen der US-Raumfahrt

Es ist ein unbekanntes Kapitel Geschichte: Vor allem Frauen berechneten die Grundlagen für die US-Raumfahrt – schwarze Frauen. Der Film «Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen» ist ihnen gewidmet.

Südostschweiz
01.02.17 - 16:47 Uhr
Kultur
Weibliche Raumfahrt-Pionierin: Taraji P. Henson als Katherine Johnson – hier mit Kevin Costner als Al Harrison. Bild Keystone
Weibliche Raumfahrt-Pionierin: Taraji P. Henson als Katherine Johnson – hier mit Kevin Costner als Al Harrison. Bild Keystone

Die Pioniere der amerikanischen Raumfahrt heissen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson. Doch gehört haben von ihnen wohl die wenigsten. Denn die drei Afro-Amerikanerinnen sind «Hidden Figures». Die Mathematikerinnen berechneten Anfang der Sechzigerjahre die Voraussetzungen für die erste bemannte US-Mission ins Weltall – und ebneten so den Weg für bekannte (männliche) Namen wie Neil Armstrong, John Glenn und Buzz Aldrin.

Mit «Hidden Figures», der für drei Oscars (Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Octavia Spencer als Beste Neben-darstellerin) nominiert wurde, erzählt Regisseur Theodore Melfi die Geschichte dieser Frauen, die auch «Computer in Röcken» genannt werden. Denn Katherine Johnson (Taraji P. Henson) und ihre Kolleginnen machten die Berechnungen zur Raumfahrt im Auftrag der Nasa mit Stift und Papier.

Täglicher Rassismus

«John Glenn hätte seine Mission nicht durchführen können, ohne Katherine Johnsons brillante Berechnungen und wenn nicht alle zusammen-gearbeitet hätten», sagt etwa Schauspielerin Kirsten Dunst, die im Film eine Vorgesetzte der afro-amerikanischen Frauen verkörpert – eine Weisse, die sich politisch korrekt gibt, den täglichen Rassismus aber gar nicht bemerkt. «Ich habe nichts gegen Ihresgleichen», sagt sie im Film einmal zu Mathematikerin Dorothy Vaughan (Octavia Spencer). «Ich bin sicher, dass Sie das glauben», antwortet diese.

Der Film zeigt so nicht nur ein Kapitel der US-Raumfahrtgeschichte, sondern auch eins der Unterdrückung der Afro-Amerikaner. Besonders berührend ist die Szene, als Johnson von ihrem Chef angeherrscht wird, warum sie jeden Tag viel zu lange Pausen mache und nicht an ihrem Schreibtisch sitze. Die Antwort löst betretenes Schweigen aus: Für Johnson gibt es in dem Gebäude keine Toilette. Weil die nach Schwarz und Weiss getrennt sind, muss die Mathematikerin so weit laufen, dass sie kaum zum Arbeiten kommt. Ihr Vorgesetzter (Kevin Costner) schlägt daraufhin eigenhändig die entsprechenden Trennschilder an den Toiletten ab: «Bei der Nasa pinkeln wir alle in derselben Farbe.»

Präziser als Computer

Mit ihren Berechnungen, mit denen sie ihre weissen männlichen Kollegen in den Schatten stellt, erarbeitet sich Johnson schliesslich Respekt. Ähnlich geht es Dorothy Vaughan und Mary Jackson (Janelle Monáe), die sich mit Beharrlichkeit und Intelligenz gegen Unterdrückung wehren.

Bevor der Astronaut John Glenn im Februar 1962 als erster Amerikaner die Erde in einem Raumschiff umkreist, fordert er: «Lass das Mädchen die Zahlen checken. Und wenn das Mädchen sagt, sie sind gut, bin ich bereit.» Johnson berechnet die Zahlen schliesslich auf mehrere Nachkomma-stellen genau – präziser als der neu angeschaffte Computer.

Ihre Begabung für Zahlen war schon in Kindertagen offensichtlich, wie der Film in einer Rückblende zeigt. «Ich zählte Schritte. Ich zählte die Teller, die ich abwusch. Ich wusste, wie viele Schritte es von unserem Haus zur Kirche waren», erinnert sich die heute 98-Jährige. Schon mit 15 Jahren besuchte sie eine Universität. Ende 2015 bekam Johnson vom damaligen US-Präsident Barack Obama die Nationale Freiheitsmedaille. (sda)

«Hidden Figures» läuft derzeit in den Deutschschweizer Kinos.

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