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Gefordert – gerade im Erfolg

Die Zahlen der Ems-Gruppe für 2016 sind vor allem eines: eindrücklich. Eine Garantie für den künftigen Erfolg ist das aber nicht.

Südostschweiz
10.02.17 - 12:00 Uhr
La Quotidiana
Magdalena Martullo, Vizepräsidentin und VR-Delegierte der Ems Chemie, präsentiert in Zürich die Geschäftszahlen 2016. Bild Keystone
Magdalena Martullo, Vizepräsidentin und VR-Delegierte der Ems Chemie, präsentiert in Zürich die Geschäftszahlen 2016. Bild Keystone

von Stefan A. Schmid

Der jüngste Jahresausweis der Ems-Gruppe liest sich wie ein Buch der Rekorde. Bestwerte, wo man hinschaut. Zu mäkeln gibt es da wenig bis gar nichts. Ob Umsatz, ob Gewinn, ob Marge: Nur wenige Schweizer Unternehmen erreichen eine ähnliche Ertrags- und Wachstumskraft. Dazu steht die Ems auf einem soliden (Bilanz-)Fundament, die Eigenkapitalquote liegt bei über 70 Prozent.

Besonders hervorzuheben ist die Langfristigkeit des Erfolgs. Ohne grosse Zukäufe steigert die Ems ihre Performance Jahr für Jahr. Um den gesamten Umsatz des Geschäftsjahres 2006/07 zu erwirtschaften, benötigt sie heute nicht einmal mehr neun Monate. Und dies trotz zwischenzeitlicher Wirtschaftskrise und Frankenaufwertung. Denn die Ems profitiert von einem Megatrend in der Autoindustrie: Ihre Kunststoffe sind als Metallersatz leicht, kostengünstig – und darum sehr gefragt. Mit immer neuen innovativen Anwendungen kann das Unternehmen so eine lukrative Nische im Markt besetzen.

Keine Frage: Die Ems, die trotz Frankenstärke immer noch grossmehrheitlich in der Schweiz produziert, ist eine Perle der Bündner – ja, der Schweizer – Wirtschaft. Und für die Aktionäre ist sie vor allem eines: eine rund laufende Cash-Maschine. Laut dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» hat Ems-Grossaktionärin Magdalena Martullo allein in den letzten 13 Jahren 730 Millionen Franken an Dividenden eingenommen. Viel, viel Geld – und reichlich Munition für alte Klassenkämpfer.

So paradox es klingen mag: Die grösste Gefahr für die Ems-Gruppe liegt im Erfolg selber. Denn die wiederkehrenden Rekordmeldungen können träg und selbstgefällig machen. Und sie verleiten zu Leichtsinn und vernebeln den Blick auf mögliche Fehlentwicklungen. Doch Erfolg ist kein Selbstläufer: Der internationale Wettbewerb ist gnadenlos und verzeiht weder Stillstand noch strategische Fehler. Und so muss sich die Ems gerade in Erfolgszeiten stetig neu erfinden und frischen Tüftlergeist an den Tag legen. Nur so wird die Perle Ems auch in Zukunft glänzen.

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